Das Wandern ist des Trinkers Lust
Ich hab da mal ne Frage. Wie sieht für euch ein perfekter Samstag aus? Abgesehen von Intimitäten mit der besseren Hälfte, stehen vermutlich Schlagwörter wie Sonne, Freunde, Familie, Natur, Wandern und Wein recht weit oben auf der Liste. Was, wenn man all das verbinden könnte? Man kann. Willkommen bei der Rotweinwanderung Freinsheim.
Haaach, jedes Jahr sind wir vor Ort und irgendwie läutet die Wanderung das Weinjahr für mich so richtig ein. Da ich schon erlebt habe, dass es auf der Weinwanderung so richtig kalt werden kann, hatte ich sämtliche Winterutensilien eingepackt und machte mich auf den Weg zu Oslo.
Nachdem ich Schaumwein-Ferdi eingesammelt hatte, gab es bei Oslo erstmal ein Gläschen Guten-Morgen-Rotwein vom Rest der Podcast -Blindverkostung mit Balazs am Abend zuvor. Nicht schlecht, so ein Spätburgunder 1. Lage von Weingut Messmer zum Frühstück. Auf einem Bein kann man bekanntlich schlecht stehen, daher haben wir noch eine Notfallflasche für die Zugfahrt nach Freinsheim eingepackt. Mit dem Auto dort aufzuschlagen, hätte einem Sakrileg geglichen.
Das Konzept der Rotweinwanderung Freinsheim ist so simpel wie effizient. Die Tour führt vom Bahnhof aus Richtung Norden am Sportplatz vorbei, einmal ums Weinbergkarree und wieder zurück. Ohne Ortskenntnis ist dort niemand verloren, im Zweifel setzt man sich in den Windschatten der gut gelaunten Meute. Insgesamt 16 Stände, größtenteils Weingüter, sorgen für das leibliche Wohl der wandernden Weinliebhaber, , sei es. nur ein Glas oder gleich eine ganze Flasche. Der gemeine Pfälzer ist durchaus trinkfest, wodurch der Kauf eines Gläschens sofort den Verdacht auf Weichei nahelegt. Nur keine Scheu den Pfälzer zu mimen, zur Flasche erhält man schon ausreichend Gläser.
Nachdem wir den gesamten Trupp am Freinsheimer Bahnhof eingesammelt hatten, ging es endlich los. Petrus hatte es gut mit uns gemeint: Königswetter grenzt fast schon an Untertreibung. Erstmal was essen, für solche Tage ist eine ordentliche Grundlage verpflichtend. Die Schnöselfraktion wird nicht schlecht gestaunt haben, dass sowohl Hirschgulasch, als auch frische Austern angeboten wurden. Unsereins fühlte sich mit einem pfälzer Saumagenbrötchen bestens versorgt.
Schnell die Gläser am ersten Stand aufgefüllt und auf in das sonnendurchflutete Weinparadies. Da die angeheiterte Meute natürlich auch musikalisch bespaßt werden möchte, habe ich zu solchen Gelegenheiten immer die UE Boom Box und entsprechende Partymukke dabei. „Dicke Titten Kartoffelsalat“ geht einfach immer.
Als wir so von Stand zu Stand zogen, habe ich nahezu alle gängigen Rotweinsorten der Pfalz erspäht. Das gemeinhin wohl bekannteste Weingut vor Ort war Weingut Krebs, dem ich übrigens auch dringend mal einen Besuch abstatten müsste. Hier darf man sich nichts vormachen, es sind natürlich nicht die großen Rotweine, die ausgeschenkt werden. Dennoch waren die erstandenen Flaschen, von guter Qualität und mein Kopf explodierte am nächsten Morgen zum Glück nicht. Sehr angenehm.
Die Dämmerung inszenierte ein weiteres optisches Highlight, aber mit ihr wurde es frisch. Mittlerweile bereute ich das Schleppen der Winterausrüstung kein bisschen mehr und wir machten uns auf die Suche nach einem warmen Plätzchen, um den Abend ausklingen zu lassen. Auch daran hatten die Organisatoren gedacht, überall waren Stahlkörbe zu finden, worin Lagerfeuer prasselten. Wobei ausklingen eigentlich nicht korrekt ist: Leni, Carlas beste Freundin und zu diesem Zeitpunkt bedingt zurechnungsfähig, orderte heimlich noch eine Flasche Wein und zack hatten wir wieder volle Gläser. So muss das sein.
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Autor: Alex
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