Ein Hauch Luxus für kleines Geld.
Echten Luxuswein vermutet man typischerweise in Frankreich, vielleicht noch in Italien, aber in Deutschland wohl eher nicht, oder doch? Oh ja, Luxuswein aus Deutschland ist nicht nur real, sondern auch total angesagt.
Glaubst du nicht? Dann schau dir mal das Weingut Keller aus Rheinhessen an. Keller ist aktuell der Überflieger schlechthin in der deutschen Weinszene. Mit seinen Rieslingen räumt das Weingut reihenweise Preise ab, internationale versteht sich. Schön zu sehen, wie die Kellers aus dem beschaulichem Flörsheim-Dalsheim die Weinwelt erobern.
Es ist nicht fair, Glanz und Gloria eines Weines über den Preis zu definieren, dafür steckt viel Zuviel Herzblut und Passion der Winzer darin. Diese Liebe zum Produkt lässt sich nicht in Geld ausdrücken. Nichtsdestotrotz, ist es schon beeindruckend, welchen Preis Weinliebhaber für Weine aus dem Weingut Keller zu zahlen bereit sind. Kleines Beispiel gefällig? Der Riesling „G-Max“ 2012 kostet bei PINARD de PICARD aktuell 1.300€. Verrückt? Verrückt scheint nur zu sein, dass es den Wein überhaupt noch auf dem regulären Markt zu kaufen gibt. Typischerweise ist er über die normalen Kanäle permanent vergriffen, was zu einem regelrechten Hype auf dem Sekundärmarkt führt. Keller Weine scheinen inzwischen eine lohnenswerte Kapitalanlage zu sein. Wer die Chance hat, Flaschen von seinen großen Weinen zu ergattern, kann sie in der Regel ein paar Jahre später gewinnbringend verkaufen.
Das und die in sämtlichen Weinführern ausgezeichneten Bewertungen der Weine führen zu einer riesigen Nachfrage, was wiederum den Preis für Weingut Keller Weine in die Höhe treibt. Kein Wunder also, dass die Kellerweine regelmäßig bei Weinauktionen für Rekordpreise über die Bühne gehen. Zuletzt auf einer VDP Auktion, bei der 369 Flaschen des Keller Spätburgunder „Felix“ für je 687€ an den Mann gebracht wurden.
Ich kann mir vorstellen, dass die erzielten Preise für Klaus Peter Keller sehr schmeichelnd sind, immerhin ist das eine in Zahlen messbare Wertschätzung, die ihm und seinem Team entgegengebracht wird. Auf der anderen Seite führt das dazu, dass eigentlich nie über Keller Weine berichtet wird, ohne dass deren Preise eine zentrale Rolle im Bericht einnehmen. Selbstkritisch muss ich zugeben, das ist in diesem Artikel ja nicht anders.

Schaut man sich die Webseite von Klaus Peter Keller an, findet man weder elitäres Gerede noch pompösen Luxus. Er wirkt eher familiär und bodenständig. Das macht ihn nicht nur sympathisch, sondern es ist ein Hinweis dafür, dass die Beliebtheit seiner Weine kein Resultat von hervorragendem Marketing sondern von nahezu perfekten Weinen ist.
Wer jetzt denkt, er könne nie in den Genuss einer Flasche aus dem Weingut Keller kommen, kann beruhigt sein. Das Weingut Keller macht natürlich nicht nur teure Luxusweine, sondern auch Basisweine für Jedermann, die einen Hauch des Glanzes ihrer großen Geschwister in sich tragen. Stammen sie doch aus dem gleichen Weingut und wurden mit der selben Passion und Liebe gekeltert.
Es wäre also fatal, die Basisweine vom Weingut Keller zu ignorieren. Deshalb gönnte ich mir nach einer Empfehlung auf Instagram ein paar Flaschen vom Keller Riesling „von der Fels“ 2016. Die Flasche kostet bei PINARD de PICARD 16,90€. Ein überschaubarer Preis, bedenkt man die Einleitung dieses Artikels. Es gibt sogar noch günstigere Weine aus dem Hause Keller. Ausschlaggebend dafür, dass ich mich für den „von der Fels“ entschieden habe, war die Tatsache, dass hier nicht nur sprichwörtlich sondern tatsächlich ein Hauch des Keller Luxus drinsteckt.
Glaubt man PINARD de PICARD, hat Klaus Peter Keller aus Freude über die Auszeichnung zum Wein des Jahres 2017 (vergeben nach einer Fassprobe, vor Abfüllung in die Flasche), den „von der Fels“ mit einem Fass Abtserde veredelt. Abtserde ist nichts geringeres als eines seiner Steckenpferde und einer seiner absoluten Toprieslinge. Nicht umsonst trägt der „von der Fels“ seitdem den Spitznamen „kleiner G-Max“. Ihr erinnert euch? G-Max ist der Luxusweins von dem oben die Rede ist. Meine Vorfreude auf den Wein war riesig.
Ich habe die erste Flasche noch am Abend der Lieferung aufgemacht, zu groß war meine Neugier um noch länger zu warten.
Schon in der Nase deutete sich an, dass da Großes auf mich wartet. Frische, junge Aromen von Zitrusfrüchten verwöhnten in einer Intensität meinen Geruchssinn, wie ich es, wenn überhaupt, nur selten in dieser Preisklasse erlebt habe.
Der Wein ist blutjung, im letzten Jahr geerntet und erst dieses Jahr abgefüllt. Das bedeutet bei Riesling in der Regel, dass sie vor aufmüpfiger Säure nur so strotzen. Das legt sich beim Wein, wie beim Menschen, erst im Alter. Ich war darauf vorbereitet, dass dies auch beim Keller Riesling „von der Fels“ der Fall sein wird, wurde aber direkt beim ersten Schluck eines Besseren belehrt.
Ja, da war die für junge Rieslinge typische, provokante Säure. Doch sie wurde begleitet von einer runden, weichen Konsistenz, die den Gaumen streichelt. Klingt widersprüchlich, ist aber genial. Die Säure kitzelt den Gaumen und lässt mich beim Trinken lächeln, die schmelzige Konsistenz bringt mich gleichzeitig dazu, die Augen zu schließen und den „von der Fels“ zu genießen.
Dieser Riesling ist fast schon wie eine leichtgekleidete, junge Dame, die ihren Minirock mit solcher Eleganz trägt, dass es nicht billig, sondern Edel wirkt. Wahnsinn.
Die fruchtbetonten Geschmacksaromen unterstreichen das wilde Spiel der Gegensätze hervorragend und dies in einer Dichte, dass es schwer fällt zu sagen, welches der drei genannten Geschmackserlebnisse überwiegt. Die Säure? Der Schmelz? Oder doch die Fruchtaromen? Das macht richtig Spaß.
Wenn der kleine G-Max direkt nach der Geburt schon so ein Erlebnis ist, kann ich erahnen, weshalb es so einen riesen Hype um dessen großen Bruder gibt. Chapeau Klaus-Peter Keller, das ist im Einstiegssegment schon ganz großes Kino.
HIER kannst du den Keller Riesnling „von der Fels“ bestellen.
Preis: ca. 16,90 EUR |
Land: Deutschland Region: Rheinhessen Rebsorte: Riesling passender Anlass: Familie beeindrucken passende Mahlzeit: Fisch, helles Fleisch, Salat |
[…] Unter diesen, gefühlt unendlich vielen Weingütern, gibt es bekannte Namen mit ausgezeichneten Weinen, die die Nachfrage kaum abdecken können. Es ist immer wieder ein Genuss, Weine aus solchen Häusern im Glas zu haben und es ist vor allem immer eine sichere Nummer. Enttäuschungen kommen da eher selten vor. Sicherheit hat jedoch auch beim Wein seinen Preis, die Flaschen der gehypten Weingüter sind in der Regel deutlich teurer als von „normalen“ Weingütern. Ein gutes Beispiel dafür ist das Weingut Keller. […]