Amisfield Dry Riesling 2015

Amisfield Dry Riesling 2015

Schöne neue Welt.

Kürzlich war ich bei Moritz Haidle (ja, dem Württemberger VDP Winzer) zu einer Rieslingverkostung eingeladen und dort habe ich eine vollkommen neue Erfahrung gemacht. Mittlerweile habe ich mich ganz gut durch die Weltgeschichte getrunken, wobei es Europageschichte wohl besser träfe. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich mit Weinen außerhalb Europas noch fast gar keinen Kontakt hatte.

Interessant ist, dass der kultivierte Weinfreak zwischen alter und neuer Welt unterscheidet. Ersteres bezieht sich auf Europa und mit der neuen Welt ist Übersee gemeint, also Amerika, Südafrika sowie Australien und Neuseeland.

In dieser Blindverkostung waren zahlreiche große Namen vertreten, wie von Buhl, Leitz oder auch Dönnhoff. Allesamt tolle Erzeuger aus Deutschland, also der alten Welt und sind wir mal ehrlich, Deutschland ist halt Riesling Land. Bei einer Rieslingverkostung hätte ich erwartet, dass die deutschen Vertreter die Nase vorne haben würden. Sie waren auch tiptop, aber standen dann doch im Schatten eines Neue Weltlers: dem Amisfield Dry Riesling aus Neuseeland, genau genommen aus der Region Central Otago. Noch nie gehört? Ich auch nicht.

Amisfield Dry Riesling 2015

Als ich den Dry Riesling blind im Glas schwenkte, hätte ich ihn nie und nimmer in die neue Welt gesteckt. Zuvor hatte ich schon zwei Kollegen aus der neuen Welt im Glas, die sich sehr schwergewichtig zeigten und nicht die klassisch deutsche Rieslingfrische versprühten. Mir wurde erklärt, dies läge an den höheren Temperaturen und einem Vielfachen an Sonnenstunden in der neuen Welt.

Ob die Neuseeländer mal eben kurz die Sonne wegzaubern können? In der Nase präsentiert sich eine Frischebombe vor dem Herrn, die an eine Cuvée aus Sauvignon Blanc und extrem schlankem Riesling erinnert. Super blumig und ein bisschen grasig, aber dazu diese galaktische Frische, wie sie nur ein Riesling bieten kann. Optisch eher strohfarben, wirkt er auf den ersten Blick recht fett, aber selten hat ein Schein so gerügt.

Am Gaumen macht mich der Amisfield Dry Riesling dann völlig fertig. Ich glaube, das Wort mineralisch wurde für diesen Wein erfunden. Ich kann die Moleküle aus dem Boden förmlich schmecken und das harmoniert einfach unfassbar gut mit dem grünem Apfel sowie den rieslingtypischen Zitrusnoten. Über allen Eindrücken schwebt erhaben diese schier unglaubliche Frische – wie sie das hinbekommen haben bleibt ein Rätsel. Furztrocken ist er nicht, aber die Süße spielt in nahezu Perfektion mit der Säure und macht aus diesem Neue-Welt-Wein einen richtig großen.

Verstört und gleichermaßen beeindruckt von diesem Erlebnis ging der Rest der Weine zu Unrecht fast ein wenig unter. Der Amisfield Dry Riesling war aber so „erfrischend“ und „erfrischend anders“, dass er sich in meine Zunge eingebrannt und im Nachgang eine perfide Abhängigkeit kreiert hat. Ich brauche mehr davon – jetzt!

 

HIER kannst du den Wein übrigens kaufen oder bei Wein Munz, der sich auf neuseeländische Weine spezialisiert hat.

 

Preis: ca. 23 EUR
Land: Neuseeland
Region: Central Otago
Rebsorte: Riesling
passender Anlass: Familie beeindrucken
passende Mahlzeit: Fisch, helles Fleisch, Salat

9hervorragend

 

Foto 05.09.16, 16 27 41 Autor: Alex

Profil
aktueller Alltagswein:
Rot: Jülg Spätburgunder „Kalkmergel“ 2013
Weiss: Weissburgunder Goldkapsel von Ellermann Spiegel
aktueller Lieblingswinzer:
Domaine Ninot, Bourgogne / Ellermann Spiegel, Pfalz

Weintipps von Alex

 

Schreibe einen Kommentar