Massenversammlung im Weinberg.
Heute schreibe ich mal wieder über eine echte Neuentdeckung, ein kleiner Geheimtipp, der mir ganz zufällig in die Hände fiel: Den KSK Vintage Winery BARELY White.
Der Name KSK Vintage Winery verspricht ja schon ein bisschen was. Die Rede ist von „Vintage“ Winery, also einer alten, ursprünglichen Art Wein zu machen. Könnten alteingesessene Prinzipienreiter sein, dagegen spricht jedoch der englische Slang. Vielleicht ein Haufen Hipster, die sich mit einem Garagenweingut verwirklicht haben? Wie so oft liegt die Wahrheit irgendwo dazwischen.
Hinter der KSK Vintage Winery stecken Dennis Keifer und Sebastian Schiller, zwei junge Typen, aber deswegen noch lange keine Hipster, alteingesessene Prinzipienreiter schon gar nicht.
Dennoch denke ich, dass die Zwei ein bisschen was von beidem in sich tragen und so ihre moderne Denkweise mit dem Handwerk ihrer Vorfahren verbinden.
Dennis und Sebastian sind gelernte Winzer und träumten lange Zeit vom eigenen Weingut. Das Know How um Wein anzubauen und zu produzieren hatten sie, was ihnen fehlte, waren die Weinberge und die entsprechende Kohle.
Der alteingesessene Prinzipienreiter in ihnen wäre wohl zur Bank gerannt um nach einem Kredit zu fragen, doch der kleine Hipster im Hinterkopf kannte da einen cooleren Weg: Crowdfunding.
Also probierten die beiden es einfach und starteten eine Crowdfunding Kampagne auf Startnext, schaut einfach mal rein, sie ist zwar abgeschlossen, aber immer noch online. Mit Hilfe der Crowd (engl.: Menge), also Menschen, die gegen eine „Belohnung“ das Projekt finanziell unterstützen, sammelten Dennis und Julian das notwendig Geld um mit dem eigenen Weingut durchzustarten.
Ein toller Erfolg, der die Motivation für das Projekt KSK Vintage Winery sicherlich ins unermessliche steigen ließ. Denn es war nicht ein einzelner Banker, der einen Kredit gewährte, sondern 114 Unterstützer, die an das Weingut glaubten. Eine bessere Bestätigung für ein Vorhaben gibt es doch gar nicht.
Das Ende der Geschichte ahnt ihr sicherlich schon, sonst gäbe es diesen Artikel ja nicht. Die KSK Vintage Winery wurde ins Leben gerufen und macht bis heute tolle Weine. Das Besondere ist, dass sie den Crowd-Gedanken niemals ganz aufgegeben haben. Denn jedes Jahr trommeln sie ihre Crowd zusammen und bearbeiten gemeinsam den Weinberg. Vom umgraben bis zur Ernte kann jeder, der Lust hat, mitwirken. Genial!
Soviel zum Hipster Part bei KSK Vintage Winery, aber kommen wir mal zum alteingesessenen Prinzipienreiter, den gibt es da ja auch noch.
Dennis und Sebastian haben sich vorgenommen, ihre Weine so auszubauen, wie es ihre Vorfahren gemacht haben: mit viel Handarbeit und Leidenschaft. Dabei setzen sie auf Weinberge, die von den Vorbesitzern bereits aufgegeben wurden. Die Erhaltung der Kulturlandschaft ist ihnen nämlich ein großes Anliegen, so befreiten Sie vor den Toren Stuttgarts ihre Terrassenlagen von verwahrlosten Brombeerhecken und rekultivierten die Weinberge.
Die Herausforderung, zu zeigen, dass am linken Neckarufer große Weine entstehen können, weckte ihren Ehrgeiz und sie gaben von Anfang an Vollgas. Ich nehme es vorweg, das Ergebnis kann sich sehen lassen.
Ich hatte mir schon vor knapp zwei Jahren auf einer Veranstaltung den KSK Vintage Winery BARELY WHITE gekauft, aber irgendwie ist er dann für lange Zeit im Keller verschwunden. Bis ich kürzlich wieder mal über einen Social Media Post des Weinguts gestolpert bin, der erinnerte mich an das schlafende Schätzchen im Keller und ich holte die Flasche endlich ans Tageslicht.
Gut gekühlt machte ich sie noch am selben Abend auf, ich hatte keine Ahnung mehr, was mich mit diesem Wein erwartet, war mir jedoch sicher, dass ich es mögen würde. Schließlich hatte ich mir die Pulle ja mal gekauft, aus gutem Grund nahm ich an.
Das Vertrauen in mich selbst bestätigte sich kurz nach dem der KSK Vintage Winery BARELY im Glas war. Mit einem tiefen Zug inhalierte ich die Aromen des Weins, was sofort zu einem zufriedenen Lächeln führte. Mir kamen frische Zitrusdüfte entgegen, gepaart mit grünem Apfel und saftigem Pfirsich. Mir lief bereits das Wasser im Mund zusammen, das versprach Trinkfreude pur, vielschichtig und dennoch unkompliziert.
Der erste Eindruck bestätigte sich auch beim Trinken, das Zeug ist verdammt gut. Frisch, spritzig und trotzdem saftig, so dass mir bei jedem Schluck förmlich das Wasser im Mund zusammenlief. Was mich nach den Erfahrungen aus der Nase überraschte, war ein geschmacklicher Wink aus dem Hintergrund. Da war noch etwas abseits der ganzen Früchte, ein Hauch von Lakritze, was dem Ganzen eine gewisse Würze verlieh. Eine spannende Kombination, die mich bei jedem Schluck etwas Neues entdecken ließ.
Wir reden hier durchaus von einem Wein, in dem man sich verlieren kann, aber nicht muss, denn er fließt verdammt geschmeidig die Kehle runter. Man kann ewig über ihn philosophieren, ihn aber auch ganz nebenbei mit Kumpels, seiner Liebsten oder an einem lustigen Mädelsabend trinken.
Ein echter Allrounder also, und das für unter 10 Euro. Definitiv einer der Weine, von denen man sich immer ein paar Flaschen kaltstellen sollte. Man weiß ja nie, wer spontan zu Besuch kommt und mit dem KSK Vintage Winery Barely white hat man immer etwas Passendes parat.
Preis: ca. 11,50 EUR |
Land: Deutschland Region: Württemberg Rebsorte: Trollinger, Muscaris passender Anlass: romantisches Date, Familie beeindrucken, Party passende Mahlzeit: Pasta, Fisch, Salat |
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Autor: Balazs
Profil aktueller Alltagswein: Jülg Spätburgunder „Kalkmergel“ 2013 |
Niemand hat uns für das Verfassen dieses Artikels bezahlt, bestochen oder sonst was. Wir profitieren auch nicht davon, wenn ihr die in dem Artikel verlinkten Produkte bestellt bzw. die genannten Weingüter / Restaurants besucht. Das wollten wir einfach mal loswerden 🙂