Bitte Flasche nicht unbeaufsichtigt lassen.
Ich habe schon oft betont, dass man große Winzer an ihren kleinen Weinen erkennt. Denn sie verraten gnadenlos, ob der Winzer seine Liebe und Leidenschaft auch im Basissegment einbringt oder vielleicht doch nur bei seinen Flaggschiffen.
Ich bin der Überzeugung, wenn jemand wirklich fürs Weinmachen brennt, dann würde er keines seiner „Babys“ vernachlässigen, also all sein Herzblut auch in die vermeintlich kleinen Weine stecken.
Deshalb wurde ich besonders hellhörig, als ich erfuhr, dass das Weingut Meßmer eine neue Linie mit Basisweinen ins Sortiment aufnimmt.
Die Etiketten zieren lustige, kleine Illustrationen und der VDP-Adler an der Kapsel musste einem „Made in Pfalz“ Schriftzug weichen. Es ist offensichtlich, diese Weine zielen nicht auf die elitäre Weintrinkerlandschaft, sondern vielmehr auf die „Wein macht Spaß und soll unkompliziert sein“ Klientel ab.
Natürlich war ich neugierig und der erste Eindruck, den ich auf der Jahrgangspräsentation vom Weingut Meßmer bekam, war durchaus überzeugend. Also nahm ich mir direkt eine Flasche vom „Der kleine Meßmer“ Weißburgunder mit nach Hause. Ich wollte ihn auf jeden Fall mal in Ruhe auf mich wirken lassen.
Wie so oft vergingen ein paar Wochen und die Flasche blieb unberührt im Kühlschrank stehen. Bis zu dem Abend, an dem wir eine Pizzaparty veranstalteten. Im kleinen Kreis wollte ich endlich meinen, nicht mehr ganz so frisch erworbenen, Pizzaofen zelebrieren. Als der Besuch eintrudelte und ich mit dem Anfeuern des Ofens beschäftigt war, dachte ich mir so: „Das ist doch der perfekte Moment für den kleinen Meßmer“. Also öffnete ich die Flasche und reichte jedem ein Glas, als kleiner evening opener um die Stimmung aufzulockern. Ich ließ die Flasche im Wohnzimmer (wie dumm kann man nur sein) und machte mich wieder an dem Feuer für den Pizzaofen zu schaffen. Währenddessen genoss ich natürlich auch ein Gläschen von dem Weißburgunder und staunte nicht schlecht, denn das Zeug war wirklich verdammt gut. Es hatte eine sehr angenehme Frucht, zurückhaltende Säure und war super trinkig. Ich konnte ihn gar nicht so schnell analysieren, wie er mir die Kehle runterfloss. Musste ich ja auch nicht, schließlich war der Rest noch im Wohnzimmer. Ich beschloss die angebrochene Flasche beiseitezulegen und mir später noch ein Glas in Ruhe zu gönnen, um mir ein paar Notizen für diesen Artikel zu machen.
Ich ging also mit meinem leeren Glas zurück ins Wohnzimmer und wollte den kleinen Meßmer retten. Als ich zur Tür reinkam, blickten mich meine Gäste mit leeren Gläsern und breitem Grinsen an, „hast du noch so ne Flasche?“ fragte einer von ihnen. Ich musste laut lachen, „was, schon leer? So lange war ich doch gar nicht weg“. Die anderen haben die Flasche tatsächlich in kürzester Zeit platt gemacht. Ihnen ging es wohl wie mir, der Trinkfluss des Weißburgunders hatte dafür gesorgt, dass sie ein Glas nach dem anderen leerten. Plötzlich kapierte ich auch, was es mit dem Etikett des Weins auf sich hat. Eigentlich dachte ich, dass da irgendein lustiger Kerl einen Handstand auf nem Weinfass macht. Inzwischen bin ich der Meinung, dass das ein verzweifelter Weintrinker ist, der darin die letzten Reste Weißburgunder sucht.
Nun gut, was soll‘s, du bekommst heute also keinen bis ins letzte Detail ausgefeilten Verkostungsbericht, der alle Aromen und Nuancen des kleinen Meßmers beschreibt. Was du jedoch bekommst, ist die Gewissheit, dass deine Gäste diesen Wein in nullkommanichts wegsaufen werden. Und das sagt doch alles über den kleinen Meßmer aus, oder? Das Zeug ist der Hammer und kostet grade mal 6 EUR, unfassbar.
Ich gebe keine Kaufempfehlung, sondern einen Kaufbefehl. Wer hier nicht zuschlägt, ist selbst schuld.
Den Wein bekommt ihr übrigens direkt beim Weingut Meßmer.
Preis: ca. 6 EUR |
Land: Deutschland Region: Pfalz Rebsorte: Weißburgunder passender Anlass: Party, Mädelsabend, Sommerwein passende Mahlzeit: Fisch, Salat, Pasta |
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Autor: Balazs
Profil aktueller Alltagswein: Jülg Spätburgunder „Kalkmergel“ 2013 |
Niemand hat uns für das Verfassen dieses Artikels bezahlt, bestochen oder sonst was. Wir profitieren auch nicht davon, wenn ihr die in dem Artikel verlinkten Produkte bestellt bzw. die genannten Weingüter / Restaurants besucht. Das wollten wir einfach mal loswerden 🙂