Weingut Brüssel – Bechtheimer Weißer Burgunder

Weingut Brüssel Bechtheimer Weißer Burgunder

Eine Perle im Ozean der Weinwelt.

Die Welt der Weine ist riesengroß, unzählige Weingüter produzieren ein Meer aus vergorenem Traubensaft.

Unter diesen, gefühlt unendlich vielen Weingütern, gibt es bekannte Namen mit ausgezeichneten Weinen, die die Nachfrage kaum abdecken können. Es ist immer wieder ein Genuss, Weine aus solchen Häusern im Glas zu haben und es ist vor allem immer eine sichere Nummer. Enttäuschungen kommen da eher selten vor. Sicherheit hat jedoch auch beim Wein seinen Preis, die Flaschen der gehypten Weingüter sind in der Regel deutlich teurer als von „normalen“ Weingütern. Ein gutes Beispiel dafür ist das Weingut Keller.

Dann gibt es auch noch die Newcomer, Geheimtipps, aufstrebende Winzer mit tollem Sortiment, die immer bekannter werden und mit ihren Weinen für Aufsehen sorgen. Es tauchen vermehrt Artikel und Berichte in den einschlägigen Foren über sie auf, die Weingüter werden immer präsenter. Sie stehen in den gut sortierten Weinhandlungen und entwickeln sich zu festen Größen in der Weinwelt. Preislich liegen sie in der Regel deutlich unter den „Spitzenweingütern“, können qualitativ jedoch oft mithalten. Ein gutes Beispiel hierfür ist das Weingut Jülg. Eine tolle Sache, aber irgendwann kennt man diese Geheimtipps halt auch…

Zu guter Letzt sind da noch die gänzlich unentdeckten Schätze, echte Perlen, die noch kaum einer kennt. So eine Perle zu entdecken, ist bei knapp 17.000 Weingütern in Deutschland nicht so einfach und gleicht der Suche nach der berühmten Nadel im Heuhaufen.
Und die ist ja bekanntermaßen sehr aufwendig und nur selten von Erfolg gekrönt.

Nichtsdestotrotz gibt es diese seltenen Momente dann doch und man stößt auf so eine Perle im Ozean der Weinwelt.

So erging es mir kürzlich, zwar mit einem Tipp von außen, aber hey, so einen Tipp muss man ja immerhin auch folgen. Schließlich beginnt doch jede Schatzsuche mit einer Karte, die man irgendwo gefunden hat, oder?

Foto von Studio Liaison

Meine Karte war in diesem Fall ein Wein, den mir einer meiner Instagram Follower gewichtelt hat (ja, wir sind erwachsene Männer und wichteln, Weinwichteln ist aber auch ne feine Sache, siehe „Weinwichteln“).

Es war ein Weißburgunder vom Weingut Brüssel aus Bechtheim. Das Weingut kannte ich bis dahin nicht und habe es weder in der Social Media Welt noch in irgendwelchen Magazinen wahrgenommen. Auch keiner meiner Weindealer hat etwas von diesem Weingut im Sortiment. Alles, was ich wusste, war, dass Jens (so heißt der nette Herr, von dem ich den Wein hatte) ein riesen Fan des Weinguts ist. Das musste dann halt reichen.

Der Weißburgunder wurde im Barrique ausgebaut und sollte reichlich Holzeinfluss haben. Ich mag das ja bei Weißweinen, der Ausbau in Holzfässern sorgt für eine cremige Konsistenz und ein deutlich wärmeres Aroma. Irgendwie fühlen sie sich dadurch erwachsener an…

Nachdem die Flasche bei mir ankam, habe ich sie kaltgestellt und am Abend danach aufgemacht. Ich muss sagen, ich hatte von Anfang an ein sehr gutes Gefühl bei der Sache, ich kann gar nicht genau sagen wieso. Vielleicht wegen den Vorschusslorbeeren von Jens? Oder dem dezenten Design der Flaschen? Wie gesagt, ich weiß es nicht genau.

Als der Weißburgunder im Glas war und ich die Nase reinhielt, wurde meine Erwartungshaltung sofort bestätigt. Der Duft, den dieser Weißburgunder verströmte, war so intensiv und warm, ich hatte sofort das Gefühl etwas ganz Besonderes im Glas zu haben.

Ich wartete nicht lange, bis ich zum ersten Schluck ansetzte, zu groß war die Neugierde. Wie erhofft, hatte der Weißburgunder vom Weingut Brüssel eine sehr weiche, fast schon cremige Struktur. Er legte sich so butterweich auf die Zunge, wie ich es fast nur von Rotweinen kenne. Hier machte sich der Holzeinfluss also schon bemerkbar. Intensive Aromen von reifer Birne mit einem Hauch Vanille taten ihr Übriges. Ich war begeistert. Zugegeben, ich bin schon ein kleiner Weinfreak und habe mich gefreut wie ein kleines Kind.

Foto von Studio Liaison

Natürlich auch, weil der Wein so verdammt gut geschmeckt hat, vor allem aber, weil mir das Weingut Brüssel völlig unbekannt war. Es ist etwas anderes, wenn man ständig von einem Winzer hört, der besonders gute Weine macht, irgendwann kommt die Gelegenheit und man probiert sie halt mal. Aber auf einen vermeintlich unentdeckten Schatz zu stoßen, ist dann doch nochmal ein ganzes Stückchen geiler.

Nachdem ich mich wieder einigermaßen beruhigt hatte, habe ich nochmal kurz nach dem Weingut Brüssel recherchiert und tatsächlich nicht so viel dazu gefunden. Das Weingut ist also nicht komplett an mir vorbeigegangen, sondern es ist einfach noch nicht in aller Munde, wobei die Betonung auf „noch nicht“ liegt.

Kurzerhand beschloss ich, dem Weingut Brüssel in Bechtheim einen Besuch abzustatten.

Dieter Brüssel, der grade in der Garage an seinem Auto geschraubt hatte, öffnete mir lachend die Tür. Ein extrem sympathischer Mann, der gleichzeitig der Kopf des Weinguts ist. Allerdings steht seine Tochter Janine schon in den Startlöchern um das Ruder zu übernehmen. Ihr Einfluss ist bereits offensichtlich, die Etiketten waren laut Dieter Janines Idee und sie stehen den Flaschen echt gut.

Aber kommen wir zu den inneren Werten, den Weinen. Dieter hat sich die Zeit genommen und mich ausgiebig verkosten lassen. Normalerweise ist es ja so, dass man einen Winzer besucht, sich durchprobiert und seine eindeutigen Favoriten hat. Ich muss gestehen, das war hier nicht der Fall. Nahezu alles, was ich im Glas hatte, zauberte mir ein Lächeln ins Gesicht. Da war ein Tropfen besser als der andere, Wahnsinn.

Zum Beispiel die drei Spätburgunder vom Weingut Brüssel. Sie zeigen lehrbuchmäßig, worauf es in den verschiedenen Preiskategorien ankommt.
Der kleine Spätburgunder ist angenehm fruchtig, hat keine Holznoten und nur eine zarte Säure. Total unkompliziert und richtig lecker. Ein Wein, den man ganz gemütlich mit Freunden genießen kann. Jeder wird ihn mögen, ohne dass sich alle Gespräche nur noch um diesen Wein drehen müssen.

Foto von Studio Liaison

Der Spätburgunder aus dem mittleren Preissegment bringt schon ganz feine Holznoten ins Spiel. Nicht zu viel und auf keinen Fall penetrant, aber doch spürbar. Neben der schönen Frucht schwingen hier auch deutlich dunklere, reifere Aromen mit. Das wirkt erwachsener, hängt den normalen Weintrinker aber nicht ab. Weingenuss auf hohem Niveau, ohne Spezialist sein zu müssen. Solche Weine sind es, die aus normalen Trinkern Weinfreaks machen, sie fixen den nichts ahnenden Konsumenten an und ziehen ihn in ihren Bann.

Der Spätburgunder „Stein“ ist der Vorzeigespätburgunder vom Weingut Brüssel. Hier sind es die Fruchtaromen, die im Hintergrund mitschwingen und die dunklen Aromen vom Holz geben den Ton an. Eine etwas präsentere Säure gepaart mit einer cremigen Konsistenz. Ganz ehrlich, das ist großes Kino und bei bekannten Winzern muss man für so etwas deutlich tiefer in die Tasche greifen. DAS. MACHT. SPAß.

Weingut Brüssel Bechtheimer Cuvee
Foto von Studio Liaison

Die Kollegen hatten Dieter für verrückt erklärt, vielleicht war er das auch…

Am Ende wollte ich von Dieter noch wissen, welches sein Favorit im Brüssel Sortiment ist. „Die Bechtheimer Cuvée, eine Bordeaux Cuvée aus Cabernet Sauvignon und Merlot“ rief er mir sofort entgegen, dafür schlägt sein Herz. Er hat mir mit großen, leuchtenden Augen erzählt, wie er in den unzähligen Urlauben in Frankreich die Liebe zu den Bordeaux Rebsorten gefunden hat. Er war dann auch der erste im Ort, der Cabernet Sauvignon angebaut hat. Die Kollegen hatten ihn damals für verrückt erklärt, vielleicht war er das auch, dann aber eindeutig im positiven Sinne.

Zugegeben, Cabernet, Merlot und Bordeaux Cuvées sind eigentlich nicht meine Weine, aber das Leuchten in Dieter Brüssels Augen ließ mir keine andere Wahl. Ich musste sie probieren.

Bechtheimer Cuvée vom Weingut Brüssel
Foto von Studio Liaison

Und was soll ich sagen, meine Begeisterung hielt an, vor allem für den Bordeaux, ach was erzähle ich da, ausgerechnet für den Bordeaux. Wie gesagt, das ist eigentlich gar nicht mein Ding, aber das Zeug hat mich vollends überzeugt. Dieter Brüssel hat es geschafft, mit der Bechtheimer Cuvée einen Wein zu kreieren, in dem Frucht, Säure und die kräftigen, würzigen Aromen in perfekter Harmonie zu einander stehen.

Ich habe lange überlegt, bis ich mich endlich entschieden habe, welche Weine ich mit nachhause nehme. Wie gesagt, das komplette Sortiment war einfach unfassbar gut. Selten habe ich mich mit meiner Entscheidung so schwer getan, zumal die Preise echt verdammt fair sind. Der Großteil der Weine liegt preislich unter 10€, der teuerste bei 13,50€ und ich kann mich nur wiederholen, die Qualität ist der Hammer.

Am Ende war es ein bisschen von allem, was bei mir im Kofferraum landete. Klar, der Bechtheimer Weißer Burgunder musste mit, hatte er mich doch erst zum Weingut Brüssel geführt.

Es sollte aber noch mehr sein: Riesling Geyersberg (ist hier total untergegangen: Das ist eine GRANATE!), Spätburgunder aus dem mittleren Preissegment, Spätburgunder „Stein“ und die Bechtheimer Cuvée. Ja, das ist das Bordeaux Zeugs, richtig gehört.

Also Freunde, ich bin mir sicher, in ein paar Jahren wird man in der Szene viel öfter den Namen „Brüssel“ hören. Es müsste mit dem Teufel zugehen, wenn sich ein Weingut auf diesem Niveau keinen Namen macht.

Deshalb sollte jeder, der neugierig geworden ist, JETZT das Weingut Brüssel besuchen. Noch ist es ein Geheimtipp und fühlt sich an, als hätte man einen Schatz entdeckt.

Hier geht es übrigens zur Webseite des Weinguts.

Corkbordell Balazs Autor: Balazs Profil aktueller Alltagswein: Jülg Spätburgunder „Kalkmergel“ 2013 aktueller Lieblingswinzer: Weingut Jülg / Pfalz Weintipps von Balazs
 

Niemand hat uns für das Verfassen dieses Artikels bezahlt, bestochen oder sonst was. Wir profitieren auch nicht davon, wenn ihr die in dem Artikel verlinkten Produkte bestellt bzw. die genannten Weingüter / Restaurants besucht. Das wollten wir einfach mal loswerden 🙂

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